Lebensbedrohlich
Vor 17 Jahren galt in Österreich noch das ungleiche Mindestaltern für homosexuelle Handlungen, erst vor 16 Jahren wurde das Verbot der „Werbung für Unzucht mit Personen des gleichen Geschlechts“ (§ 220 StGB) sowie der „Verbindungen zur Begünstigung gleichgeschlechtlicher Unzucht“ (§ 221 StGB) aufgehoben. Österreich ist also ein Spätzünder bezüglich Gleichstellung von Lesben und Schwulen mit andern Menschen. 35 Jahre nach Erfindung der Regenbogenfahne darf diese in Russland nicht mehr gehisst werden. Putin will das Rad der Zeit wieder zurückdrehen. Homophobe Gesetze ermutigen Menschen wieder, gegen Minderheiten nicht nur auf die Straße zu gehen, sondern auch mit körperlicher Gewalt Menschen zu demütigen und zu verletzen. Die EU und RegierungsvertreterInnen aus Österreich sind da auf einmal sehr leise.
Ja, es hat sich vieles auch zum Positiven geändert. In den letzten Wochen wurde regenbogenbunte Vielfalt stolz und lebensfroh auf CSD-Paraden, -Festen und -Demonstrationen gezeigt – in Graz, in Innsbruck, in Wien, aber auch in St. Petersburg, Moskau und Paris. Aber der Fortschritt ist nie sicher, es bedarf daher viel Mut, Eigenverantwortung und Rückgrat gegen homophobes Gedankengut, Gesetze und körperliche Gewalt zu kämpfen. Nur auf Facebook zu liken ist da zu wenig. Daher zeigt das Titelbild dieser Ausgabe die staatliche Gewalt gegen friedliche, lesbisch/schwule DemonstrantInnen. Wir müssen endlich auch Mut haben, Missstände aufzuzeigen, solidarisch zu sein und „United in Pride“ konkret gegen jede Form der Homophobie uns einzusetzen. Jetzt, sofort und jederzeit.
Das wünscht sich mit dem Redaktionsteam
Gerhard Niederleuthner