Liebe LeserInnen!
Eine Handvoll junger, sympathischer Menschen stehen unbeschwert lachend und plaudernd vor einem Lokal auf der Straße. Das Lokal trägt den Schriftzug „Stonewall Inn“. Es ist eines der wenigen Fotos, die es aus den Nächten der „Stonewall Riots“ vor nunmehr 40 Jahren gibt. Man mag kaum glauben, dass es diese jungen Leute waren, die unverhofft und unbeabsichtigt zum Ausgangspunkt der neuen internationalen Lesben- und Schwulenbewegung wurden. Sie hatten einfach genug von Polizeiwillkür, Diskriminierung und Verfolgung, vom sich verstecken müssen. Die Unruhen, zu denen es in der Christopher Street am 28. Juni 1969 gekommen war, haben nur ein paar kurze Tage gedauert. Ihre Auswirkungen und Folgen erleben wir heute noch. In der ganzen Welt ziehen die Lesben und Schwulen rund um den 28. Juni durch die Straßen; was mit einer Straßenschlacht in New York begonnen hat, findet heute in stolzen Paraden seine weltweite Fortsetzung.
Wir haben daher diesmal genau dieses oben beschriebene Foto als Cover für diese PRIDE-Ausgabe gewählt. Es ist eines der ganz wenigen Zeitdokumente dieser Zeit. Es ist eigentlich nur ein zufälliger Schnappschuss – wer hätte beim Ausgehen am Abend schon damit gerechnet, dass sie oder er ein paar Stunden später schon mitten in einem Geschehen ist, durch das Geschichte geschrieben wird. Gerade durch diese Zufälligkeit gewinnt dieses Bild eine unglaubliche Authentizität, die wir mit diesem 110. Cover auch unseren LeserInnen nicht vorenthalten wollen. Und auch nicht die Geschichte dazu. Was damals wirklich passiert ist, aber auch Reflektionen dazu und einen Überblick über das CSD-Geschehen in Österreich gibt es daher auf den Seiten 16 bis 26.
Natürlich gibt es auch noch viele weitere spannende, interessante und unterhaltsame Beiträge in dieser Ausgabe. Aber dennoch, neben diesem Foto und seiner ihm zu Grunde liegenden Geschichte, tritt vieles schnell in den Hintergrund. Und daher will ich jetzt gar nicht mehr Worte verlieren: die geneigten LeserInnen mögen sich selbst davon ein Bild machen…
Gerhard Niederleuthner